Partnerschaftsvereinbarung zwischen Stadt Wehlen und Travcice (Tschechien) unterzeichnet
(Beitrag aus der Wehlener Rundschau Nr. 7 v. 29. Juli 2005)
Den ausschlaggebenden Grund, sich mit einem solchen Vorhaben zu beschäftigen, gab sicher die Werbekampagne der deutsch-tschechischen Organisation „Euroregion Elbe / Labe“ für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Bürgern und Kommunen und die damit verbundene Aussicht, in den Genuss von EU-Fördermitteln aus dem Programm Interreg III A zu kommen.
Bürgermeister Tittel gab im Herbst vorigen Jahres den Anstoß für die Diskussion im Stadtrat und initiierte schließlich die Beteiligung – zunächst mit der Suche nach einem geeigneten Partner in Tschechien über das Büro von Euroregion in Pirna.
Fast zeitgleich müssen auch die Kommunalpolitiker in der 563 Seelen zählenden Gemeinde Travcice (Tschechien) auf diese Idee gekommen sein und so war es nur eine Frage von wenigen Wochen, dass sich die Partner fanden…
Milos Repa, Bürgermeister der tschechischen Gemeinde Travcice, sprach am 23. Oktober 2004 in einem Brief, der an Bürgermeister und Stadtrat von Wehlen gerichtet war, eine Einladung nach Travcice aus – zum ersten Kennenlernen des potentiellen Partners und „Abklopfen“ der echten Absichten. Der Besuch der Wehlener in Travcice erfolgte schließlich am 19. November 2004. Von dem Tage an war eigentlich die Absicht besiegelt, eine richtige Partnerschaft zu vereinbaren, was dann vom Stadtrat in seiner Sitzung am 7. Juni 2005 auch offiziell beschlossen wurde.
Inzwischen ist auf deutscher (Wehlener) Seite auch ein Objekt gefunden, in das Fördermittel von Interreg III nutzbringend für beide Partner fließen könnten: das Sportheim in Wehlen – als zukünftiges Kommunikations- und sportliches Begegnungszentrum für beide Partner.
Am Sonntag, dem 19. Juni 2005 war es dann so weit: die Delegation der tschechischen Kommune Travcice kam unter Leitung ihres Bürgermeisters nach Stadt Wehlen, um die Urkunden zu unterzeichnen, jeweils eine in Deutsch und eine in Tschechisch (Text der Vereinbarung: siehe unten). Da keiner unserer Stadträte des Tschechischen ausreichend mächtig ist, waren wir froh, dass uns Frau Dittmann von der Mittelschule Königstein (dort Sprachlehrerin, u.a. für Tschechisch) auf unsere Bitte hin bzgl. Kommunikation unterstützte, wobei sich in der tschechischen Delegation der Sohn von Bürgermeister Repa, Herr Daniel Repa, befand, der sehr gute Deutschkenntnisse hat (die er für die Zimmerreservierung im Hotel Step Praha (!) auch besitzen muss).
Leider begann die erste Begegnung an der Grenze – auf deutscher Seite – bereits mit einem Eklat: der Reisebus der Travcicer Delegation wurde von den deutschen Beamten (wegen – unserer Meinung nach – einer „Lappalie“) nicht über die Grenze gelassen. Die Delegation musste erst ein Ersatzfahrzeug (einen tschechischen Taxibus) herbeirufen, sodass sich die Ankunft in Wehlen um über eine Stunde verzögerte. Peinlich, peinlich !
Derweil warteten Bürgermeister Tittel und die versammelten Stadträte sowie die Presse (SZ) im Rathaus ungeduldig auf die Ankunft, denn das vorgesehene Programm war relativ umfangreich. Nach Begrüßung im Rathaus war die Besichtigung der Kirche, des Bades in Pötzscha und des Sportheimes in Dorf Wehlen (mögliches Förderobjekt, s.o.) vorgesehen, anschließend Mittagessen in der „Alten Säge“ und Unterzeichnung der Urkunden.
Endlich traf der Taxibus ein. Nach herzlicher Begrüßung wurden Gastgeschenke entladen und ins Rathaus gebracht: ein großer dekorativer Korb mit Feldfrüchten (u.a. Möhren, Zwiebel, Kohlrabi, Grünkohl und Brokkoli) aus eigenem Anbau und das Wichtigste: ein großes Fass „Pilsener Urquell“.
Da unser SZ-Fotograf nicht so viel Zeit mitgebracht hatte, um der für den Nachmittag in der „Alten Säge“ vorgesehenen Unterzeichnung der Urkunden beizuwohnen, musste vorab ein entsprechendes Foto im Rathaus „gestellt“ werden, welches dann auch in der SZ zu sehen war.
Nach dem offiziellen kam der gesellige Teil relativ kurz weg, denn die Wehlener Fußballelf musste bereits nachmittags 16.00 Uhr in Reinhardtsdorf sein. Die 1. Mannschaft stand im Endspiel um den Kreispokal und der Bürgermeister nebst Gefolge hatten sich zur unbedingten Teilnahme verpflichtet. Elektromeister und Stadtrat Matthias Fröde brachte schließlich unsere tschechischen Partner im Kleinbus der „Alten Säge“ zurück bis über die Grenze, wo sie dann wieder in ihr Fahrzeug umsteigen konnten.
Ich denke, trotzdem hat auch unseren neuen tschechischen Freunden dieser Begegnungstag in Wehlen gut gefallen, zumal das Wetter auch hervorragend mitgespielt hatte. Repa jun. (Daniel) gefiel unser Bad so gut, dass er am liebsten gleich da geblieben wäre bzw. in den nächsten Tagen noch einmal vorbei kommen wollte. Zumindest auf Vereinsebene waren die nächsten offiziellen Begegnungen schon vorbereitet: Die Teilnahme der Wehlener Fußball-Männermannschaft an einem Tournier in Travcice am 5. Juli (siehe extra Bericht dazu). Und freuen würden wir uns, wenn es den Bauern aus Travcice gelingen würde – entgegen aller behördlichen Barrieren – am diesjährigen Wehlener Naturmarkt teilnehmen zu können.
Für alle, die auch auf eigene Faust einmal Travcice erkunden wollen: der Ort ist nur ca. 90 km (knapp zwei Autostunden) von Wehlen entfernt. Wenn die Autobahn nach Prag fertig ist, wird die Zeit noch wesentlich geringer werden, da Travcice weniger als 5 km von der Autobahn entfernt liegt. Travcice gehört zum Kreis Litomerice (Leitmeritz), aber auch in der in unmittelbarer Nähe liegenden historischen Festung Theresienstadt lohnt sich ein Besuch. Schließlich führt der Elberadfahrweg direkt vorbei und letztendlich ist Travcice (der 2 km entfernte, direkt an der Elbe liegende Ortsteil Nucnicky) auch mit einem Sportboot über die Elbe / Labe zu erreichen.
Weitere Informationen und vor allem Bilder sind im Internet zu sehen unter:
https://www.wehlen-online.de/Travcice
Dr. Christian Neise
– stv. Bürgermeister –
Der Wortlaut der Vereinbarung:
„Mit Zustimmung der Gemeindevertretungen vereinbaren Stadt Wehlen und Travcice eine Partnerschaft, um die zwischenmenschlichen Kontakte und Beziehungen im vereinten Europa in allen Bereichen des kommunalen Lebens zu fördern. Die Partnerschaft soll von den Bürgern und Vereinen auf freundschaftlicher und kultureller Basis gestärkt und gefestigt werden.“