Zur Geschichte der Fähre Stadt Wehlen - Pötzscha       Sonderbeilage zur Wehlener Rundschau  07/2004 -  4

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Zur Erklärung der Funktionsweise der einzelnen Fortbewegungsmittel im Fährbetrieb wird Folgendes berichtet:

Schaluppe
Die Fortbewegung erfolgte durch rudern oder staken, manchmal auch segeln.

Fährgondel
Die Fortbewegung erfolgte meist durch staken oder segeln.

Kaffer
Der Fährkaffer hängt an einem Seil, welches im Uferbereich der Elbeverankert ist. Er wird durch die Strömung des Flusses fortbewegt.

Schraubendampfer
Der Schraubendampfer „Wehlen“ wurde, wie bereits erwähnt, 1892 in Dienst gestellt und - wie der Name schon sagt - durch eine Dampfmaschine angetrieben. Später kam ein weiterer Fährdampfer „Wehlen – Bastei“, Baujahr 1925, zum Einsatz, welcher heute noch als einzige Dampffähre in Deutschland seinen Dienst versieht. Der im Eigentum der OVPS befindliche Dampfer hat seinen Liegeplatz in Bad Schandau gefunden und dient als technisches Denkmal, kommt aber noch zu besonderen Anlässen zum Einsatz.

Fährprahm (im Volksmund „die Prame“)
Der Fährprahm (eine Lasten- und Wagenfähre) wurde in Wehlen 1904 mit der Auflage (mindestens 12,5 Tonnen Tragfähigkeit und mit Drahtseilführung) eingeführt.

Drahtseilführung bedeutet, dass der Prahm mittels Drahtseil an den Kaffer oder an die Dampffähre angehängt wurde. Meistens kassierte nur ein Fährmann die Fahrgäste ab. Er musste außerdem den Fährprahm, der max. 4 PKW transportierte, für die Überfahrt vorbereiten und anschließend über die Elbe steuern. Am anderen Elbufer wiederholte sich die schwierige Prozedur in umgekehrter Reihenfolge: Je nach Wasserstand der Elbe musste der Fährprahm mit mehr oder weniger Muskelkraft am Seil an den Prahmbock (Anleger) gezogen werden. Diese Arbeit war Schwerstarbeit für die Fährleute. Der Prahm war bis 1968 in Betrieb.

Bereits im Jahr 1889 beabsichtigte man, eine Wagenfähre einzurichten. Der Antrag wurde seinerzeit jedoch mangels Bedarf zurückgestellt. Die Prahmfähre wurde erst 1904 entsprechend dem 2. Antrag genehmigt, nachdem die Zufahrten auf beiden Seiten angelegt waren. Für die Einführung der Prahmfähre kam der Passus des Vertrages vom 7. Juli 1854 über die Wegverbreiterung gerade recht,  wo es hieß „diesen Weg später von 3 auf  5 Ellen zu verbreitern“  (1 Elle = 56,64 cm, x 5 = ca. 2,83 m).

Und noch etwas Interessantes zum Schluss:

Die Elbfähren wurden auch zur militärischen Nutzung herangezogen.
Wir können einer Anordnung vom Elbstromamt Pirna an den Stadtrat von Königstein vom 11.07.1911 folgendes entnehmen:

Die Königliche Division …erwünscht die Elbfähren zu Königstein, Rathen, Wehlen und Birkwitz während der diesjährigen Herbstübungen zum Übersetzen von Truppen zu benutzen. In Anbetracht der großen Zahl der überzusetzenden Mannschaft pp. Ersucht die genannte Kommandobehörde zugleich eine Ermäßigung der Überfahrtsgebühren eintreten zu lassen.
(In der Fotogalerie ist eine Aufnahme vom Königsmanöver über die Elbe in Wehlen zu sehen).

Nach dem 2. Weltkrieg wurde in Stadt Wehlen der alte Holzkaffer noch für die Personenbeförderung eingesetzt, bis er von einer Blechfähre (umgebaute Doppelrumpf-Fähre) abgelöst wurde. Diese Blechfähre „Roland“ ist heute noch auf der Oberelbe im Einsatz.
Von den Wehlener Fährleuten nach dem 2. Weltkrieg bis zur heutigen Zeit sind uns namentlich bekannt: Herr Herold, Herr A. Pietzsch, Herr Gerschel, Herr E. Lotze, Herr W. John, Herr Seedorf, Herr K.-H. Matthes, Herr Pönitz, Herr Grützner, Herr H. Pietzsch, Herr Hübsch, Herr K. Lotze, Herr Venus, Herr K.-H. John, Herr J. Matthes, Herr Jäckel, Herr Braun, Herr Reiche, Herr Guster, Herr Wenger, Herr Schmidt, Herr Mikulschack sowie einige auswärtige Fährleute.
Es ist auf jeden Fall bemerkenswert, dass Herr Jürgen Matthes bereits in der 4. Generation in Stadt Wehlen als Fährmeister tätig ist.

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