Zur Geschichte der Fähre Stadt Wehlen - Pötzscha       Sonderbeilage zur Wehlener Rundschau  07/2004 -  3

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Weitere Einzelheiten zur Fährgeschichte

Wie bereits erwähnt, kann seit Mitte des 15. Jahrhunderts von einem gewissen Fährbetrieb auf der Elbe in Wehlen gesprochen werden, der wahrscheinlich mehr ein Zubehör des Schlosses (der Burg) zu Wehlen war, denn das Recht auf eine Überfahrt über die Elbe behielt sich Pirna vor. Dies wurde noch einmal mit Beschluss des Herzog Georg dem Bärtigen am 14. Februar 1527 zugunsten Pirnas verfügt, in dessen Wortlaut es heißt  „… die Wehleschen Unterthanen des Herren von Starschedel nach Pirna zu weisen sind“.

Der 1.Fährmann  war ein gewisser Christian Hesse und stammte aus dem Geschlecht einer alten Fährmeisterfamilie aus Laubegast. Der erste, heute namentlich noch bekannte 1. Fährpächter war der um 1840 in Stadt Wehlen wohnende Fleischermeister Hache. Bevor die Stadt jedoch die Fähre verpachten konnte, musste sie die Fähreinrichtung erst in einen fährbetriebstauglichen Zustand bringen lassen, wozu ihr aber das Geld fehlte. Die  fehlenden 60 Taler borgte sich die Stadt bei einem wohlhabenden Wehlener Bürger. Der Nachfolger von Fährpächter Hache war ein gewisser Berger.

Am 25. Januar 1858 wurde Herr Friedrich Traugott Henke zum Pächter gewählt, wofür er jährlich 408 Taler zu zahlen hatte. Um diese Zeit stieg der Fährbetrieb durch zahlreiche Wanderer an, die der zunehmende Eisenbahnbetrieb mit sich brachte ebenso wie die steigende Zahl der Sommerfrischler.

Im Jahre 1870, am 10. Januar, wurde die Fähre an Herrn Ludwig August Eichelberg aus Pirna Copitz für jährlich 586 Taler verpachtet. Ihm folgte am 10. März 1875 Herr Traugott Wehner. Bereits am 3. Januar 1876 wurde die Fähre an Herrn Eduard Herrmann Stieger aus Stadt Wehlen verpachtet und er bezahlte in der neuen Währung einen jährlichen Pachtzins von 3015,- Mark. Bereits am 3.Januar folgte Herr Adolf Köhler als Fährmeister und er musste eine jährliche Pacht von 2710,- Mark zahlen. Im Jahr 1892 werden 2 Fährpächter genannt und zwar Herr Lotze und Herr Dittrich. Diese beiden Herren waren es auch, die die Anschaffung des ersten Schraubendampfers vorschlugen.

Es muss noch erwähnt werden, dass jeder, der vor 1771 einen Kahn besaß und um Überfahrt gebeten wurde, diesem Wunsch auch meist nachkam, um sich ein paar Pfennige dazu zu verdienen, was jedoch bei 30 Gr. Strafe verboten war. Selten aber kam es zu einer Strafverfolgung. (Anmerkung: Der Groschen war das damalige Zahlungsmittel in Sachsen, wobei ein Silbergroschen 12 Pfennigen entsprach).

 Mit Inbetriebnahme der „geordneten Überfahrt“ war dem Fiskus in Pirna eine ständige Einnahmequelle sicher. Allerdings sind auch Überlieferungen bekannt, wie trotzdem auch andere zu einem einträglichen Nebenverdienst kamen. So wurde z.B. für ein gewisses Entgelt bei Nacht und Nebel Wehl’ner Bier mit einer so genannten „schwarzen Gondel“ nach Pötzscha gebracht.

Durch die Inbetriebnahme der „Königlich Sächsischen Eisenbahn“ stieg, wie schon berichtet, auch der Personenverkehr über die Elbe an und ein besserer, sicherer und kürzerer Zugang von der Bahn zur Fähre machte sich erforderlich. So fand am 07. Juli 1854 ein Lokaltermin mit der Amtshaupt-mannschaft Pirna, der Wasserpolizei - Inspektion, Vertretern der Stadt Wehlen und der Gemeinde Pötzscha, dem Haltestellenrestaurateur Schütze und dem Wirtschaftsbesitzer Mildner statt, wo man sich schnell - unter gewissen Bedingungen - über einen neuen Verbindungsweg einigte: ...einen 3 Ellen breiten Weg durch ihre Grundstücke zu gestatten, mit der Option, diesen später auf 5 Ellen verbreitern zu können“...  Dies betraf den Weg, von der Bahn kommend, rechtwinklig zur Elbe. Vom weiter verlaufenden Weg zur Fähre sind die Sandsteinplatten heute noch unterhalb der Wohngrundstücke vorhanden.

Hinweis (2):
Unser Pötzschaer Fährweg ist damit 150 Jahre alt und bei unserem Fährfest 2004 der zweite Jubilar!

1845 berichtete der berühmte Kantor Märkel von Heldentaten der Schiffer und Fährleute, die sie während des schrecklichen Elbehochwassers vollbrachten. 1855 wurde eine Fährordnung erlassen,  die beide Orte, Wehlen und Pötzscha, als gleichberechtigte Eigentümer benannte, womit ein Jahrzehnte andauernder Streit in Fährangelegenheiten zwischen Wehlen und Pötzscha beigelegt werden konnte. Der Fährverkehr wurde Anfangs mit sogenannten Schaluppen, später mit offenen und bedeckten Fährgondeln, durchgeführt.

Vor der Erfindung der Motor - Dampfboote wurden noch sogenannte Kaffer eingeführt .1892 bereits konnte das erste Fährdampfboot „Wehlen – Pötzscha“ angeschafft werden, weshalb auch die Fährordnung ergänzt werden musste.

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